Laktoseintoleranz
Bei der Laktoseintoleranz bzw. Laktoseunverträglichkeit handelt es sich um eine klassische Unverträglichkeit. Laktose ist der Zucker der von Natur aus in Milch enthalten ist. Bei Laktose handelt es sich um einen Zweifachzucker (Disaccharid), welcher durch das Enzym Laktase in vom Körper verwertbare Einfachzucker (Monosaccharide) gespalten wird, und zwar in Glukose und Galaktose (zwei Zuckerarten). Wenn der Körper das Enzym Laktase nicht mehr oder nicht mehr in ausreichender Menge produziert, liegt eine Laktoseintoleranz vor.
Als Säugling der Muttermilch erhält, produziert jeder Mensch genügend Laktase-Enzyme, um den Milchzucker Laktose aufzuspalten. Die Produktion von Laktase wird normalerweise nach dem Abstillen eingestellt, bzw. vermindert. Da Kuhmilch ein wichtiger Bestandteil der Europäischen Ernährung darstellt, hat sich der Körper im Laufe der Jahrzehnte angepasst und produziert das Enzym auch weiterhin. Dennoch gibt es einige Menschen bei denen die Enzymherstellung gemindert wird oder ganz aufhört und damit eine Unverträglichkeit auftritt.
Laktose wird normalerweise im Dünndarm mit dem Enzym Laktase gespalten. Ist nicht genügend oder keine Laktase vorhanden, gelangt das unverdaute Laktose Molekül in den Dickdarm. Hier verstoffwechseln Bakterien die Laktose woraufhin Gase entstehen und eine Reihe von Abbauprodukten die Wasser binden. Die Gase führen zu Bauchkrämpfen und Blähungen, ebenso wird Wasser in den Darm eingeschossen der zu Durchfall führen kann.
15-20% der deutschen Bevölkerung sind von der abnehmenden bzw. ganz schwindenen Produktion von Laktase betroffen, diese Form der Laktoseintoleranz nennt man primärer Laktasemangel, der meist mit zunehmendem Alter auftritt. Es gibt aber auch andere Gründe für eine Laktoseintoleranz. So kann diese auch nach einer Krankheit oder einem Eingriff im Dünndarmbereich auftreten, wenn dort ein Verlust von Dünndarmzotten vorliegt, in welchen das Enzym Laktase am meisten vorhanden ist. Hier liegt ein sekundärer Laktasemangel vor, häufige Ursachen für diesen sind z.B. Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) da hier die Darmzotten angegriffen werden, aber auch chronisch enzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Darminfektionen. In der Regel verbessert sich die Laktoseverträglichkeit, wenn die Krankheiten bzw. Unverträglichkeiten richtig behandelt werden.
Als dritte Form der Laktoseunverträglichkeit gibt es noch den kongenitalen Laktasemangel (Alactasie). Hierbei handelt es sich um einen angeborenen Enzymdefekt, bei welchem der Körper schon von Geburt an keine Lactase bilden kann. Dieses Phänomen wurde meist in Finnland beobachtet und ist eher selten.
Wie stelle ich fest ob ich an der Unverträglichkeit leide? Sollten Sie wiederholt Verdauungsbeschwerden haben, kann man einfach mal einen Tag ohne Milchprodukte einlegen und schauen, wie man sich fühlt. Auch wird immer wieder die Methode "ein Glas Milch auf leeren Magen und schauen was passiert" genannt, diese ist aber eher rabiat und kann einem den gesamten Tag verderben. Ideal ist ein Test bei einem Arzt, da bei einer nur verringerten Laktaseproduktion eine Unverträglichkeit nur schwer feststellbar ist. Zur Diagnose einer Intoleranz wird beim Arzt ein so genannter "Wasserstoff-(H2)-Atemtest" durchgeführt, dabei wird die Menge an Wasserstoff in der Atemluft gemessen. Anhand der Ergebniswerte kann dann auf eine Intoleranz geschlossen werden.
Oft hilft es auch bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie oder -unverträglichkeit für eine bestimmte Zeit ein Essenstagebuch zu führen. Manchmal ist es nämlich gar nicht so einfach zu wissen, was genau eine Reaktion auslöst. In diesem Tagebuch werden dann die verzehrten Lebensmittel, mit Uhrzeit, und Reaktionen oder Änderungen im Wohlbefinden auch mit Uhrzeit erfasst. Dann kann ein Arzt anhand der Aufzeichnungen schon dadurch einen Verdacht äußern und passende Tests empfehlen.
Laktoseintollerant was nun?
Sollte es sich um eine sekundären Laktasemangel handeln ist es natürlich wichtig zuerst die jeweilige Darmerkrankung zu behandeln, oft stellt sich dann auch eine bessere Laktoseverträglichkeit ein. Handelt es sich aber um einen primären Laktasemangel, dann gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Man kann auf laktosehaltige Produkte verzichten oder dem Körper ausreichend Laktase zuführen.
Laktosehaltige Lebensmittel verzichten:
Wichtig, da sehr selten ein gänzliches Fehlen des Enzyms Laktase vorliegt, muss man auch nicht ganz auf Laktose verzichten, sondern seinen Verbrauch auf die jeweilig vorhandene Menge Lactase anpassen. Dabei wird gemeinsam mit einem Arzt in einem Diätplan ausgelotet, wie viel Laktose sie täglich zu sich nehmen können. Wer aber lieber uneingeschränkt Milch und Milchprodukte konsumieren will, kann auch einfach aus dem mittlerweile reichlichen Sortiment der "laktosefreien" Produkte wählen. Momentan gibt es keine Gesetzlichen Grenzwerte für die Deklaration "laktosefrei", allerdings enthalten als "laktosefrei" deklarierte Produkte in der Regel weniger als 0,1g Laktose auf 100g (10mg auf 100g).
Laktosefreie Milch wird übrigens so hergestellt: Normaler Milch wird im Verarbeitungsprozess schon zuvor Laktase beigemengt, dadurch wird die Laktose schon in der Milch in Monosaccharide gespalten. Lustiger Nebeneffekt, oft wird lactosefreie Milch als süßer empfunden, obwohl nicht mehr Zucker enthalten ist als in normaler Milch. Da die Monosaccharide bereits im Mund süßer schmecken, mögen oft Kinder die süßer schmeckende laktosefreie Milch mehr.
Da Laktose ein Milchzucker ist, der hauptsächlich in Kuhmilch vorkommt, kann die Ernährung auf andere Milcherzeuger wie Ziege, Pferd oder auf Getreideprodukte wie Hafermilch, Mandelmilch oder Reismilch umgestellt werden. Dabei ist es aber wichtig vorher auszuschließen, dass man nicht an einer Milcheiweißunverträglichkeit leidet, dann sind auch Milchprodukte von anderen Tieren tabu.
Sollten sie allerdings gänzlich auf Milchprodukte verzichten wollen, ist es wichtig sich die fehlenden Mineralien und Vitamine auf anderem Wege in die Ernährung einzubauen. Z.B. Calcium wird viel über Milchprodukte aufgenommen, ohne den Verzehr von Milchprodukten könnte dann ein Mangel entstehen.
Laktase zuführen:
Heute kann z.B. in Apotheken das Enzym in praktischer Dragee oder Kapselform erworben werden. Dieses wird dann einfach mit, kurz vor oder nach dem Verzehr von Milchprodukten eingenommen und die Enzyme tun dann, was eigentlich das körpereigenes Laktase übernehmen sollte.
Da es oft in Restaurants, Kantinen etc. schwierig sein kann auf lactosefreie Produkte zurückzugreifen oder nicht sicher ist, ob der Koch nicht doch ein bisschen Sahne in die Suppe getan hat, steigert die Einnahme der Enzyme da schon erheblich die Sicherheit und das Wohlbefinden. Oft wird auch im Privaten einfach auf lactosefreie Ernährung geachtet, aber ab und an gerade bei Auswärtsterminen oder zum Tortenschlemmen mal eine Tabletten genommen.
Alles in allem lässt es sich heutzutage mit einer Laktoseintoleranz recht gut umgehen, nicht zuletzt weil immer klarere Deklarationen auf den Verpackungen für Lebenmittel auf Laktose aufmerksam machen. Ebenfalls nehmen auch Restaurants mehr und mehr Allergikeressen in ihre Karten auf, oder deklarieren die vorhandenen entsprechend. Mit etwas Organisation und Routine ist eine Laktoseintoleranz somit eigentlich keine wirkliche Einschränkung mehr.